Verpassen Sie keine Karrierechancen

Erschliessen Sie sich auch den verdeckten Arbeitsmarkt

Dank der Kenntnisse Ihrer Karriere-Anker und der Auseinandersetzung mit den sechs Dimensionen Ihrer Wunschposition haben Sie eine Vorstellung erlangt, in welche Richtung Sie sich entwickeln wollen. Im Weiteren haben Sie mit Hilfe des T-Modells identifiziert, welche Kompetenzen Sie stärken sollten, um für neue Herausforderungen gewappnet zu sein. Auf dieser Basis arbeiten Sie an der Ausbildung Ihrer Skills und wollen parallel dazu alle Angebote auf dem Arbeitsmarkt aufspüren, die mit Ihren Zielen übereinstimmen. Was ist nun das ideale Vorgehen, um möglichst alle Job-Chancen zu erfassen?

Der Arbeitsmarkt lässt sich anhand des Eisberg-Modells darstellen (siehe Abbildung 1 unten). Er beinhaltet offene Positionen, die entweder oberhalb, unterhalb oder auf der «Wasserlinie» liegen. Diese Jobs lassen sich nach dem Grad der Sichtbarkeit in drei Gruppen einteilen:

  • Gruppe 1: direkt sichtbare Positionen
  • Gruppe 2: Positionen, die durch vertiefte Recherche und das Netzwerk sichtbar werden
  • Gruppe 3: unsichtbare Positionen

Um alle drei Gruppen bestmöglich zu erschliessen, macht es Sinn, mit den drei unten erwähnten, auf die Eigenschaften der Gruppen angepassten Methoden vorzugehen.

Job Markt Eisberg

Abbildung 1 – Eisberg-Modell des Arbeitsmarkts und Methodenset


1. Stellenbasierte Recherche

Bei der stellenbasierten Recherche betreiben Sie die klassische Job-Suche und bewegen sich dabei im offenen Arbeitsmarkt. Wenn Sie diese Methode nutzen, haben Sie sich idealerweise bereits vorgängig mit Ihren Wunschfunktionen auseinandergesetzt und wissen, nach welchen Stellenbezeichnungen oder Schlüsselwörtern Sie suchen.

Mit Job-Portalen Wunschstellen aufspüren

Um Ihre Zielposition zu finden, nutzen Sie unterschiedliche, meist digitale Hilfsmittel. Als erstes stehen zahlreiche Job-Portale zur Verfügung. Vielfach bieten diese auch Such-Abos mit Schlüsselwörtern an, um auf dem Laufenden gehalten zu werden. Übersichtslisten von Stellenportalen und Job-Suchmaschinen finden sich beispielsweise bei ComparisJobagent und Jobfiles.

LinkedIn, Xing und allgemeine Suchmaschinen nutzen

Mit einem vollständigen und aktuellen Profil können Sie sich von LinkedIn und Xing passende Job-Angebote senden lassen. Beide Plattformen lassen sich auch zur Stellensuche nutzen, wobei zuerst automatisch jene Stellen angezeigt werden, die auf Ihr Profil passen. Schlussendlich gibt es die Möglichkeit, die Bezeichnung Ihrer Wunschfunktion in einer allgemeinen Suchmaschine wie Google oder Bing einzugeben, um auf diesem Weg weitere publizierte Stelleninserate aufzuspüren.

Webseiten von Personalberatern prüfen

Personalberater unterstützen Firmen bei der Suche von Kandidatinnen und Kandidaten. Diese Suche kann – je nach Vereinbarung mit dem Auftraggeber – verdeckt oder offen erfolgen. Häufig führen die Personalberatungen die offen gesuchten Stellen auf ihren Webseiten auf und es lohnt sich daher, diese bei der Recherche ebenfalls zu berücksichtigen.

2. Firmenbasierte Recherche

Während Sie bei der stellenbasierten Recherche von einer oder mehreren Zielfunktionen (Bsp. Controller/in) ausgehen, orientieren Sie sich bei der firmenbasierten Recherche an Zielfirmen, also an Unternehmen, bei denen Sie gerne arbeiten wollen. Mit dieser Methodik schaffen Sie sich Chancen, auch Stellen der Gruppe 2 (auf/ unter der «Wasserlinie» im Eisberg-Modell) zu identifizieren, weil diese oft nur für Personen sichtbar sind, die mit der Firma in irgendeiner Form verbunden sind (z. B. als Lieferanten, aktuelle Mitarbeitende der Firma, ehemalige Mitarbeitende, etc.).

Wunsch-Firmenliste als Basis für die firmenbasierte Recherche aufstellen

Als Grundlage für Ihre Suche benötigen Sie eine sogenannte «Wunsch-Liste» der für Sie geeigneten Firmen, die zur späteren systematischen Abarbeitung dient. Diese Aufstellung sollte möglichst vollständig sein, um kein relevantes Unternehmen auszulassen. Bei der Erstellung der Liste können Sie sich an Wirtschaftssektoren orientieren und dabei wie folgt vorgehen:

  • Starten Sie mit Unternehmen Ihrer aktuellen Branche, also mit Mitbewerbern und ähnlich ausgerichteten Organisationen.
  • Erweitern Sie anschliessend den Fokus auf verwandte Branchen. Diese beinhalten Organisationen, die Ihrem aktuellen Unternehmen im Wertschöpfungsprozess entweder vor- oder nachgelagert sind, einen ähnlichen Markt bearbeiten oder vergleichbare Produkte anbieten. Für ein systematisches Vorgehen können Sie die Unternehmenswelt nach der Branchen-Nähe gliedern. Die Abbildung 2 zeigt nahestehende Branchen am Beispiel von Personen, die in Spitälern arbeiten.

 

Nahestehende Wirtschaftssektoren von Spitaelern

Abbildung 2 – Nahestehende Wirtschaftssektoren nach Branchennähe, am Beispiel der Spitäler

 

  • Im Weiteren können Sie auch Unternehmen aus Branchen, die nichts mit Ihrem aktuellen Arbeitgeber zu tun haben, in die Wunsch-Firmenliste aufnehmen. Vielleicht wollen Sie gerade die Branche wechseln. Um dafür realistische Chancen zu haben, sollten Sie nicht gleichzeitig zu viele Dimensionen Ihrer Stelle (Funktion, Fach- oder Führungsaufgaben etc.) ändern. Weitere Informationen zu den Dimensionen einer Stelle finden Sie in diesem Artikel. Beachten Sie auch, dass Ihre Marktchancen generell in Ihrer jetzigen Branche am höchsten sind und abnehmen, je weiter Sie sich davon entfernen.

Mitgliederverzeichnisse von Verbänden, Messe-Ausstellerlisten und weitere Hilfsmittel nutzen

Haben Sie ihre Ziel-Branchen festgelegt, geht es darum, möglichst alle darin relevanten Unternehmen und Organisationen zu erfassen. Dafür können Sie sich mit den folgenden Hilfsmitteln und Listen am Beispiel der Gesundheitsbranche behelfen:

Falls Sie in einen anderen Wirtschaftssektor wechseln wollen, werden Sie auch dort entsprechende Branchenverbände und Fachmessen auffinden und können analog vorgehen.

Nutzen Sie auch Ihr Netzwerk und finden Sie Personen, die Ihre Zielbranche aufgrund ihrer Funktion entweder als Beschaffungs- und/ oder als Absatzmarkt kennen. Fragen Sie diese Personen, ob Sie Ihnen helfen können, weitere relevanten Organisationen zu identifizieren.

Jobs in Gruppe 2 (auf und unter der «Wasserlinie») entdecken

Die oben identifizierten Zielfirmen können Sie zuerst für die klassische Recherche nutzen, indem Sie die Firmennamen als Suchbegriffe verwenden und entsprechende Job-Abos anlegen. Im Weiteren lassen sich mit der firmenbasierten Recherche auch Vakanzen im versteckten Stellenmarkt aufspüren. Diese sind manchmal zwar sichtbar, aber oft nur für Personen, die in der Zielfirma arbeiten oder einen guten Zugang zu ihr haben. Diese nur teilweise sichtbaren Stellen lassen sich in die beiden folgenden Arten einteilen:

  • Offene Positionen eines Unternehmens, die nur intern bekannt oder ausgeschrieben sind (z.B. im Intranet), aber (noch) nicht öffentlich publiziert sind.
  • Nicht ausgeschriebene Jobs, für die im Zielunternehmen Bedarf besteht oder bestehen wird und auf die aufgrund von Insiderwissen über Pensionierungen, Beförderungen, Austritte, Geschäftserweiterung, etc. gefolgert werden kann.

Um diese Stellen unterhalb der «Wasserlinie» zu finden, ist es wiederum notwendig, Ihr Netzwerk einzusetzen. Suchen Sie dafür zuerst Personen, die im Zielunternehmen arbeiten oder gute Kontakte zu dieser Organisation aufweisen. Stellen Sie dann den Kontakt zu diesen Individuen her. Im besten Fall lässt sich ein persönliches Treffen oder eine virtuelle Kaffeepause vereinbaren. Kennen Sie ihre Zielpersonen noch nicht, können Sie evtl. Veranstaltungen identifizieren, an denen sich diese aufhalten. Besuchen Sie diese Anlässe und nutzen Sie die Chancen zum persönlichen Kennenlernen und Austausch. Vereinbaren Sie anschliessend, in welchem Rhythmus und auf welche Art und Weise Sie in Verbindung bleiben dürfen. Pflegen Sie Ihre Kontakte, indem Sie ihnen durch Wissensbeiträge, Feedbacks, Vernetzung mit Personen, etc. dienen.

3. Gefunden werden

Zahlreiche verdeckte Vakanzen lassen sich nicht aufspüren; wie z.B. Top-Positionen kotierter Firmen

Ein wesentlicher Teil des verdeckten Stellenmarkts beinhaltet Vakanzen, die auch mit intensiven Recherchen und ausgeprägtem Networking nicht aufgespürt werden können. Als Faustregel gilt, dass je höher die offene Position angesiedelt, desto geringer ihre Sichtbarkeit ist. Im Weiteren hängt die Visibilität von der Art des rekrutierenden Unternehmens ab: Während Organisationen im öffentlichen Bereich auch ihre Top-Positionen häufig ausschreiben oder sogar gesetzlich zu deren Publikation verpflichtet sind, sorgen börsenkotierte Unternehmen dafür, dass Rekrutierungen im obersten Management unter strenger Geheimhaltung erfolgen. Absolut unsichtbar sind auch jene Fälle, in denen Unternehmen Führungskräfte ohne ihr Wissen ersetzen. Die in solche Prozesse involvierten Recruiter und Kandidatinnen/ Kandidaten sind zur höchsten Vertraulichkeit verpflichtet und dürfen keine Informationen weitergeben.

Auf den Radar der Headhunter und Recruiter gelangen

Den oben beschriebenen Teil des Jobmarkts können Sie somit nur angehen, indem Sie darum besorgt sind, von Headhuntern und firmeninternen Recruitern gefunden zu werden. Wie Sie sich dafür positionieren, sichtbar machen und wie Sie Ihr Netzwerk einbringen können, ist in diesem Artikel beschrieben.

In der eigenen Firma gefunden werden

Vergessen Sie zu guter Letzt nicht, dass sich auch in Ihrem aktuellen Unternehmen verdeckte Stellen befinden können. Legen Sie Ihren Fokus also nicht nur nach aussen, sondern berücksichtigen Sie für Ihre Entwicklung auch den internen Arbeitsmarkt. Äussern Sie Ihre Entwicklungswünsche bei passenden Gelegenheiten wie dem Jahresgespräch mit Ihrem/Ihrer Vorgesetzten. Häufig bekommt man eher beim aktuellen als bei einem neuen Arbeitgeber die Chance, etwas Neues zu wagen. Dies, weil die eigene Firma nicht nur die vergangenen Leistungen, sondern auch das eigene Zukunftspotential gut beurteilen kann und zudem Signale setzen möchte, dass sie attraktive Entwicklungsperspektiven bietet.

Die Generierung von Karriere-Chancen beinhaltet umfangreiche und vielfältige Aufgaben, die Sie entweder allein oder mit Unterstützung angehen können. Sehr gerne stehen wir Ihnen mit unseren Angeboten zur Verfügung. Auf Wunsch helfen wir Ihnen bereits bei der Planung Ihrer Weiterentwicklung oder begleiten Sie bei Ihrer gesamten Neuorientierung. Haben Sie Interesse? Dann freue ich mich auf Ihre Kontaktaufnahme.

Dr. Ariel Hugentobler

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